Highend-Upcycling: Zu schön, um waste zu sein

Was heute Abfalltonnen füllt, kann uns morgen ernähren, erfreuen oder kleiden: Findige Firmen machen Restmaterialien zur Ressource und bedienen das Konzept der Kreislaufwirtschaft, sodass Designfans vor Freude im Quadrat springen.

Nebenerzeugnisse aus der Industrie, Plastik, Elektroschrott oder Verpackungen – die Überflüsse der Konsumgesellschaft zeichnen eine Collage einer Welt im Wegwerfmodus. Doch: Wo Müll ist, sind auch mutige Menschen mit Visionen: Abfall dient immer mehr Designschaffenden und Unternehmen als Ausgangspunkt für Alternativen. Sie tüfteln an innovativen Technologien, um aus Restmaterialien neuartige Rohstoffe herzustellen. So säuselt das Shirt: «Ich war einmal Milch …», die Schuhsohle sagt stolz: « … ich eine Bananenschale!» – und der formschöne Fauteuil flüstert: «und ich bin aus Fischernetzen fabriziert».

Abfall, der auffällt

Ecodesign, kreislauffähiges oder auch regeneratives Design, das auf Prinzipien der Natur basiert und die «gestohlene Energie» in neuer Form zurückführt, bringt staunenswerte Schätze hervor. So verwandelt das Deutsche Unternehmen «Qmilk» Milcheiweiss in vielseitig einsetzbare Proteinfasern, die sich sanft wie Seide anfühlen. Das Cleantech-Start-up «Kuori» mit Sitz in Basel forscht an neuartigen Alternativen zu Kunststoff, gewonnen aus Bananen- oder Nussschalen, die biologisch abbaubar sind – die Sneakers könnte am Ende des Lebenszyklus folglich auf dem Kompost statt im Kübel landen. Ebenfalls dem Früchtekorb bedient sich «Orange Fiber» aus Sizilien: Aus Orangenschalen, die nach der Saftproduktion zurückbleiben, gewinnt die Firma «vitaminreiche» Fasern. Daraus entsteht schliesslich frisch gepresstes Gewebe, dessen Qualität für das Luxus-Modesegment taugt. Ebenfalls auf Treber – feste Rückstände, die nach dem Auspressen von Früchten, Gemüse oder Pflanzenbestandteilen zurückbleiben – setzen Marken wie «Sohotree» aus Zürich. Aus dem Biosource-Material Apfelleder, hergestellt aus dem überschüssigen Nebenprodukt der Saftproduktion in Südtirol, fertigt das Label ökologische und 100 Prozent vegane Portemonnaies, Schlüsselanhänger und andere Accessoires. Voll im Saft sind auch die Notizbücher aus Ananas-, Weintrauben- oder Kaktusleder, welche die Bieler Manufaktur «Ju Moment» produziert.

Ansätze, über die sich keiner abfällig äussert

Wo (begehrenswerte) Dinge sind, ist meist auch eine Verpackung vonnöten, die es zunehmend zu vermeiden gilt. Empa-Forschenden haben Anfang des Jahres ein Verfahren entwickelt, um aus Treber, einem Abfallprodukt der Bierbrauerei, biobasierte Nanocellulose herzustellen. Nach dem Prost kommt der Kompost – dereinst könnte also die Bratwurst «in Bier verpackt» sein. In Sachen umweltverträglicher Lebensstil ist gewiss nicht Hopfen und Malz verloren – und wer solche Produkte in sein Sortiment aufnimmt, kann seiner Kundschaft guten Gewissens reinen Wein einschenken über die Herkunft und Herstellung der Habseligkeiten: Möbel aus Myzel, Mode aus Milch oder Accessoires aus Ananasblättern servieren beim Beratungsgespräch das Storytelling auf dem Silbertablett.

Daniela Dambach

Verantwortliche "Im Fokus"

ORNARIS
18. - 20. August 2024

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