Im Fokus: An Holz führt kein Weg vorbei
Ein neues Holzzeitalter bricht an: Der älteste Naturwerkstoff der Menschheitsgeschichte ist der Zukunft gewachsen, auch dank visionären Ideen. Die Designer von «fagusnoir» aus Biel bringen der Buche mit einem neuartigen Farbveränderungsverfahren den Zeitgeschmack bei.
Ob als Stuhlbein, Spielklotz, Salatbesteck oder Türknauf – Holz ist ein Baustoff, der uns vertraut ist. Holz lässt einen als Stück entastete und von Menschenhand modellierte Natur nicht nur ruhen, spielen, schöpfen oder eintreten. Es verbreitet ein heimeliges Gefühl, spendet Wärme und bindet CO2. Gerade wegen seiner vorzüglichen Eigenschaft, Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu speichern und damit das Klima zu entlasten, ist der nachwachsende Rohstoff in der Architektur auf dem aufsteigenden Ast.
Holz vereint nicht nur emotionales und ökologisches Potenzial, sondern auch ästhetisches: Es kennt verschiedenste gemaserte Gesichter. Nach aktuellem Zeitgeschmack hobeln dunklere Sorten wie Eichen-, Nuss- oder Kirschenholz den helleren den Rang ab. Jedoch sind die Bestände von dunklen Naturschönheiten in europäischen Wäldern klein, wohingegen in der Schweiz jeder fünfte Baum eine Buche ist.
Nicht zuletzt aufgrund des «bleichen» Erscheinungsbilds ist die Wertschöpfung von einheimischem Buchenholz gering. Warum also nicht letzteres verändern? Das fragten sich Lars Zinniker und Gabriel Köferli – und begaben sich in das Forschungslabor.
Upgrade für die unterschätzte Buche
Die beiden Holzingenieure und Produktdesigner tüftelten, dass die Späne flogen: Es gelang ihnen, ein Verfahren zu entwickeln, das dem Buchenholz einen dunkleren Farbton verleiht. Der Prozess basiert auf einer chemischen Reaktion von natürlichen Stoffen, sodass das Holz nicht angefärbt, sondern durch und durch modifiziert ist – als wäre die Buche in einer anderen Farbe gewachsen.
Im Praxistest hat sich «fagusnoir», wie die beiden Freunde und Geschäftspartner ihr Projekt nennen, anhand von drei hauseigenen Modellen und einem Stuhlprototypen in Kooperation mit der Möbelmanufaktur «horgenlarus» bewährt. «Wir wissen nun, dass es technisch machbar ist und denken nun in grösseren Massstäben: Derzeit testen wir, inwiefern sich das Material für Parkettböden eignet, auch als Alternative zu Eiche», erzählt Lars Zinniker.
Die Ästhetik komme gut an, jedoch bestehe viel Bedarf an Sensibilisierung für das lokale Laubholz, damit der einstige «Brotbaum der Waldwirtschaft» zu neuer Blüte findet. «Wie auch immer wir es veredeln, Holz bleibt ein Naturprodukt», beschreibt der Bieler seine Faszination für Holz, «kein Stück ist gleich wie ein anderes, selbst wenn es demselben Strunk entstammt».
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