Fertig gebastelt
Wer lokal kauft und verkauft, unterstützt lokales Gewerk, hält Arbeitsplätze in der Region und verkürzt die Lieferwege. Doch wie gelingt es, lokal produziertes zu vernünftigen Preisen anzubieten? Ein Einblick in eine eben erst gestartete Bewegung.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden Kleider, Möbel aber auch Lebensmittel immer globaler hergestellt. Unternehmen sowie deren Kundschaft profitierten von einem umfangreichen Warenangebot zu immer günstigeren Preisen. Doch in den letzten Jahren steigt das Interesse an lokaler Produktion: Menschen wollen wissen, woher ihre Produkte kommen und unterstützen gerne auch die lokale Wirtschaft.
Lokal hergestelltes galt lange Zeit als markant teurer, verglichen mit Produkten aus globalen Lieferketten. Gerade kleine Detailhändler hatten es oft schwer, lokal produziertes zu vernünftigen Preisen anzubieten. Doch lokal produziertes muss nicht immer teuer sein. Denn auch hierzulande werden immer mehr Produkte hergestellt und angeboten – zu vernünftigen Preisen.
Dass immer mehr Menschen in der Schweiz den Mehrwert von lokal produziertem erkennen und auf regionale Hersteller setzen, ist gut für die Umwelt, die Arbeitsbedingungen sind meistens fairer und auch die Preise können sich sehen lassen. So entstehen etwa in Werkstätten und Ateliers von sozialen Institutionen täglich eine Vielzahl von Produkten – von Gebrauchsgegenständen für den Haushalt, Artikel für Freizeit und Garten, über Textilien, Deko-Accessoires und Spiele bis hin zu Esswaren und Geschenksets im Food- und Non-Food-Bereich.
«Viele Menschen wissen gar nicht, was hier produziert wird, und sind überrascht, wenn sie erfahren, wie viele Produkte in sozialen Institutionen entstehen» sagt Jürg Bernhard, Geschäftsführer von «Sovalor». Um dieses Wissen zu stärken, hat seine Stiftung die «Socialstore Awards» lanciert, die 2022 bereits zum dritten Mal vergeben wurden. Die Awards zeichnen hochwertige Produkte aus, die Arbeitnehmende mit Beeinträchtigung in Integrationsbetrieben herstellen und rücken deren Arbeiten und Fähigkeiten ins Rampenlicht.
Carina Galfetti ist seit über 35 Jahren für die ORNARIS tätig und Verantwortliche für die Neuheiten-Sonderschau «O-TRENDS». Sie war als «Socialstore Awards»-Jurymitglied dabei: «Vertreten sind sehr viele Firmen, die mit ihren Produkten auch an der ORNARIS zu finden sind.» Teil der Jury ist ebenfalls die langjährige ORNARIS-Ausstellerin Franziska Bründler, die mit ihrem Label «Fidea Design» ebenfalls auf lokale Produktion setzt. Sie weiss: «Damit solche Produkte am Markt erfolgreich sind, braucht es eine durchdachte Produktentwicklung, eine einheitliche und professionelle Gestaltung rund um das Produkt, den strukturierten Aufbau einer Produktlinie oder eines ganzen Sortiments sowie vertieftes Wissen zu Kommunikation und Vertrieb.» Um dieses Knowhow breit zu stärken, hat sie zusammen mit dem Institut für Arbeitsagogik die biennale Tagung «Fertig gebastelt» initiiert. Hier vertiefen Fachleute aus unterschiedlichen Branchen die drei Themenfelder Entwicklung, Kommunikation und Vertrieb.
Und auch ORNARIS-Einkäufer sehen Vorteile in lokaler Produktion. «Changemaker» etwa kennzeichnet Produkte, die in der Schweiz hergestellt wurden: «Die Unterstützung regionaler Designer, lokaler Kleinmanufakturen und sozialer Einrichtungen ermöglicht es, kulturelle Eigenheiten zu fördern. Zudem steht die regionale Produktion auch für kurze Transportwege und somit für mehr Klima- und Umweltschutz.»
Ein digital gelagerter Ansatz für vernünftige Preise und entgegen der Überproduktion ist On-Demand Fertigung – auch bekannt als Produktion auf Abruf oder Cloud-Manufacturing. Hier werden Produkte nur bei Bedarf und in der benötigten Menge hergestellt. Auch das ist eine Möglichkeit, die Preise entsprechend tief zu halten. Doch viel wichtiger als der tiefste Preis: Immer mehr Menschen wollen mit lokalen Produkten ihren Teil zu einer nachhaltigeren Welt beitragen. Dafür sind sie bereit, auch einen etwas höheren Preis zu bezahlen – weil sie es sich wert sind.
